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« on: 12.Nov.2005, 17:09 »
Die Beweggründe für meine Entscheidung möchte ich hier aufführen. Sie basieren auf meiner bisherigen Lebenserfahrung sowie meinem persönlichen Weltbild.
Bei meiner Erziehung legten meine Eltern großen Wert darauf, mich zu einem rücksichtsvollen und toleranten Menschen zu erziehen. Das Wort Gewalt ist wie ein Fremdwort für mich in meinem Alltag. Bis heute habe ich mich noch nie geprügelt , ich kam sogar nie in eine Situation, in der es evtl. möglich gewesen wäre. Ich lehne Gewalt generell ab und mein Gewissen verbietet mir, den Kriegsdienst abzuleisten oder dazu ausgebildet zu werden. Es sagt mir, dass ich nicht das Recht habe, einen anderen Menschen zu verletzen oder gar zu töten.
Bestärkt wurde ich in meiner Haltung durch meine Familie. Aufgrund des großen Zusammenhalts der Verwandtschaft war das Geschichtenerzählen bei Familienfesten an der Tagesordnung. So auch die Geschichte über den Onkel meines Vaters, welcher im Zweiten Weltkrieg Teil einer Kampfgruppe war und in Gefangenschaft geriet, als er als einer von wenigen Soldaten die Landung der Amerikaner in der Normandie überlebte. Doch der besagte Onkel (Walter Ginz) konnte aus der Gefangenschaft in Frankreich fliehen und nach Deutschland kommen, jedoch wurde er bald wieder verhaftet und in ein Gefangenenlager der USA geschickt. Erst als der Krieg vorbei war, konnte er nach Hause zurückkehren, jedoch wurde er nie wieder derselbe Mensche, wie meine Großmutter berichtete. Sie beschrieb ihn als psychisch geschädigt, da er nicht mehr sein Haus verließ und bis auf seine Familie zu niemandem mehr Kontakt hatte. Folglich war es ihm nach den Gräueltaten, die er im Krieg erlebt hatte und die ihm widerfahren waren, nicht mehr möglich, ein normales Leben in der Gesellschaft zu führen oder anderen Menschen normal zu begegnen. Aufgrund dieses abschreckenden Beispiels und der Trauer meiner Verwandten, wenn sie von diesem Familienmitglied berichteten, entwickelte ich schon sehr bald eine noch größere Abneigung gegen Krieg und gegen Militär sowie das Soldatentum.
Das jüngste Beispiel der Grausamkeiten eines Krieges zeigt sich im Irak-Krieg. Trotz ihrer militärischen Überlegenheit haben die US- Streitkräfte schon über 1000 Tote zu beklagen, und es ist noch kein Ende der Kampfhandlungen absehbar. Das bringt mich zu der Frage, ob ein Krieg heutzutage überhaupt noch das ist, was er eigentlich sein sollte, nämlich die letzte verfügbare Möglichkeit um Frieden wiederherzustellen. Oft liest man heute in der Zeitung von Schicksalen einzelner US- Soldaten und genauso erfährt man, dass es die Hölle sein muss, da die Bevölkerung die Soldaten als Besatzer sieht und die Soldaten nicht unterscheiden können, ob ihnen ein Freund oder ein Feind gegenüber steht. Hinzu kommt die hohe Anzahl an Selbstmordanschlägen und Attentaten, welche zu riesigen Opfern unter der Zivilbevölkerung führen. Wenn so etwas heute, wie es scheint zwangsläufig die Folge eins Krieges ist, sehe ich keine Möglichkeit für eine langfristige Sicherung des Friedens durch „Krieg“. Denn Beispiele wie der Irak-Krieg zeigen, wie sinnlos der Versuch ist, mit Waffengewalt statt mit Diplomatie Frieden herführen zu wollen. Insbesondere die Entwicklung der modernen Waffentechnik hat zur Folge, dass immer mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung zu beklagen sind, die eigentlich geschützt werden soll. Moderne Kriege müssen unbedingt verhindert werden. Dies zeigten der Krieg im Irak sowie in Afghanistan, denn hier wurde trotz modernster Waffentechnik und Kriegsführung keines der politischen Ziele erreicht.
Wie sollte ich nun als Soldat in einem Krieg heutzutage kämpfen? Ich könnte niemanden verletzen, geschweige denn töten, schon gar nicht für irgendwelche Prinzipien, die es zu verteidigen gilt. Selbst für den Schutz meines eigenen Landes sehe ich mich nicht dazu in der Lage einem anderen Menschen, einem denkenden, liebenden und Schmerz empfindenden Individuum das Leben zu nehmen. Bitte verstehen Sie meine Beweggründe und akzeptieren Sie meine Entscheidung, den Wehrdienst zu verweigern.
Mit freundlichen Grüßen
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